Von einem, der auszog, das Singen zu lernen

Nachlese zum Gospel-Workshop vom Januar

Gospel Workshop 2020

Singen konnte ich noch nie. Das hat zumindest unser Pfarrer Ulrich (Gott hab ihn selig!) schon zu meiner Konfirmandenzeit während der Gottesdienste in Igstadt zu mir gesagt und mir verboten im Gottesdienst mitzusingen. So hat es sich jedenfalls in mein Gedächtnis eingebrannt. Möglicherweise habe ich nur aus Jux schräg gesungen. In jedem Fall habe ich es bis zum heutigen Tag geglaubt, dass ich es nicht kann.

Dann hat mich Jürgen Seinwill ermuntert, doch bei dem Gospel-Sing-Kurs der Gemeinde im Januar mal mitzusingen. Er saß bei einem Gottesdienst neben mir und meinte, ich könnte doch ganz passabel singen.

Ich war erst ein bisschen skeptisch, mich fragend, ob es vielleicht noch nicht genug Anmeldungen gab und um jeden Preis noch Teilnehmer gesucht wurden, oder ob er mich einfach nur ein bisschen aufmuntern oder motivieren wollte? Aber da Pfarrer ja nicht flunkern, geschweige denn die Unwahrheit sagen dürfen ;-) habe ich es also geglaubt und mich angemeldet. Und ich kann es vorweg nehmen, es waren drei wundervolle Tage.

Annette Hellwig, unserer Chorleiterin, hat es tatsächlich geschafft, aus einem Haufen von blutigen Anfängern, Gelegenheitssingern und Halbprofis eine passable Truppe zusammen zu führen.

Am Freitag um 19 Uhr ging es los. Um 20 Uhr waren wir dann vollständig. Ja, ja, die gute alte Sommerzeit. Die Singstunde am Freitag fing mit der Frage an: Wer ist Alt? Gefühlt war ich mit meinen 54 einer der jüngsten, also habe ich mich erst mal nicht gemeldet. Das hat sich dann aber schnell geklärt, nachdem Männlein und Weiblein nach Stimmen sortiert wurden.

Begonnen haben wir dann mit Atemübungen, Stimmübungen und öffnenden Bewegungen, um Körper und Stimme in Schwung zu bringen. Danach haben wir mit den ersten Liedern, Gospel und andere, und dem Vater Unser auf Swaheli begonnen. Irgendwie alles ein bisschen viel für jemanden, der noch nicht einmal eine Note auf dem Blatt lesen kann. Aber ausnahmsweise war es mal gut, das zu machen, was die anderen machen. Und siehe da, auf einmal hat es sich schon ganz passabel angehört. Es war aber auch nicht unser Ziel, alles perfekt zu machen. Spaß und Freude am Singen stand im Vordergrund und den hatten wir. Auch wenn manch einer seinen hohen Anspruch durch die weniger geübten zurückschrauben musste. Singen befreit und macht glücklich, auch wenn manchmal jeder was anderes singt, als auf dem Notenblatt steht.

Es ist mir bisher weder beim Joga noch beim Sport gelungen, den Kopf über einen längeren Zeitraum so frei zu bekommen wie bei diesem Workshop. Ich kann daher nur jedem empfehlen: Probiert es einfach mal aus. Man kann richtig gut abschalten!

Nach drei Stunden hat sich unser Gesang schon ganz gut angehört und begleitet mit diversen "Instrumenten", u.a. einem australischen "Regenmacher", durchaus vorzeigbar.

Am Samstag haben wir alle Lieder nochmal durchgesungen, alles durch Annette verfeinert und optimiert und nach dem mittäglichen Pizza-Essen ging's zum Endspurt. Obschon der sehr kurzen Zeit waren doch die meisten mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

Der große Auftritt in der Kirche beim Gottesdienst stand kurz bevor und wir wollten diesen mit unserer musikalischen Untermalung bereichern. Beim Einmarsch am Sonntag waren die meisten dann auch noch etwas angespannt, was unsere Gesichter nicht verbergen konnten, obwohl wir uns alle Mühe gegeben haben, uns ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Nach dem ersten Lied hat sich dann die Anspannung gelegt und es lief ganz gut.

Es war immerhin unser erster "öffentlicher" Auftritt. Am Ende des Gottesdienstes wurde die Gemeinde nur durch die schmalen Sitzbänke davon abgehalten, darauf zu steigen und uns mit "Standing Ovations" zu überschütten. Es war ein gelungener Erfolg. - Ok, zugegeben, der letzte Satz ist vielleicht etwas übertrieben dargestellt, aber das ist meiner Euphorie geschuldet . Jedenfalls haben mich die Lieder noch tagelang wie Ohrwürmer begleitet.

An dieser Stelle noch mal ein großes Dankeschön an die Chorleiterin Annette Hellwig und an Elisabeth Maranca am Klavier.

Torsten Valentin

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