Ankunft. Das ist das große Thema dieser Adventszeit. Das lateinische Adventus bedeutet ja auch Ankunft. Und so bereiten wir uns in der Adventszeit auf die Ankunft des Herrn vor, auf die Ankunft von Gottes Sohn in der Welt.
Ehrlich gesagt, ist das natürlich auf den ersten Blick eine durchaus kuriose Geschichte. Gott selbst tritt in mehrfacher Gestalt auf. Beschreibt sich als eins und gleichzeitig doch nicht eins. Der Sohn ist der gleiche Gott wie der Vater und gleichzeitig doch von ihm zu unterscheiden. Wie soll das in aller Welt denn funktionieren? In der Alten Kirche sind um diese Frage große Streitigkeiten entstanden. Im Apostolischen Glaubensbekenntnis wird das Thema noch elegant umschifft, aber im Nicäno-Konstantinopolitanum heißt es dann: „Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen.“ Man ist zu dem Schluss gekommen, es zu bekennen, aber nicht logisch zu erklären. Bleibt die nächste Frage? Warum musste das alles überhaupt sein? Die Mehrdimensionalität dieser Antwort lässt sich nicht leugnen: Gott wollte bei den Menschen sein. Er wollte werden wie sie, fühlen wie sie, leben wie sie, leiden wie sie. Er gab sich ein Gesicht, machte sich erkennbar, gab seine Transzendenz auf und neben vielen weiteren Aspekten, versöhnte er die Menschen schlussendlich auch mit sich selbst. Am Sonntag in der Predigt ging es ja um dieses Thema. Der Heilige Gott, der den von sich aus unheiligen Menschen nicht in seiner Gegenwart akzeptieren kann, hat einen Weg gefunden, den Menschen auch heilig zu machen, indem er stellvertretend für sie heilig ist.
Bleibt noch eine letzte Frage: Was ist die angemessene Reaktion darauf. Das ist eine spannende Frage. Ist es einfach so und damit ist es gut? Ich finde es spannend, mal in die Bibel zu schauen und zu sehen, was die ersten Menschen gemacht haben, die verstanden haben, um wen es sich bei Jesus eigentlich handelte: die Weisen aus dem Morgenland. Sie konnten durch ihre Sternendeuterfähigkeiten erkennen, dass ein großes kosmisches Ereignis passiert ist. Der König der Welt, der Herr aller Herren ist in die Welt gekommen. Bei Lukas wird er als „Christus, der Herr!“ (Lk 2,11) beschrieben. Christos ist der langerwartete Messias Kyrios (Herr) eigentlich die Anrede des römischen Kaisers. Und dann machten sich die Weisen auf den Weg, viele hunderte Kilometer, vielleicht auch tausende, um folgendes zu tun und das lesen wir in Mt. 2,11 lesen wir dazu: „Sie gingen in das Haus und fanden das Kind mit seiner Mutter Maria. Da warfen sie sich vor ihm zu Boden und ehrten es als König.“ Sie gingen, um Gott anzubeten, das ist es, was sie getan haben. Keine theologischen Diskussionen, keine Streitgespräche, keine frommen Worte und Reden. Sie sind gekommen und haben dieses Kind angebetet, sich vor dem Heiligen, der in die Welt kam niedergeworfen und sich untergeordnet vor diesem Baby.
Und ich glaube, dass wir davon eine ganze Menge lernen können. O lasset uns anbeten, heißt es in einem bekannten Weihnachtslied. O lasset uns anbeten möchte ich auch euch zurufen. Für einen Moment nicht kritisch reflektieren, Schlussfolgerungen ziehen oder irgendwelche Handlungen ableiten. All das ist auch wichtig, aber für einen Moment lasst uns auf die Knie fallen und dieses heilige Kind, diesen Herrn der Herren, diesen König der Welt anbeten und ihm die Ehre geben, die ihm gebürt.