Liebe Glaubensgeschwister!
Gegen Ende dieser Woche gibt es zwei Gründe, die mir Hoffnung machen. Euch vielleicht auch?! Joe Biden hat voraussichtlich die Wahl zum Präsidenten gewonnen und Biontech & Pfizers Impfstoff lässt mich hoffen, dass dadurch die Ausbreitung von Covid 19 merklich gebremst werden kann. Wie beeindruckend, dass einem türkischstämmigen Wissenschaftlerpaar dieser Erfolg gelungen ist.
Wir sind noch immer mitten im Teil-Lockdown und meine dritte Hoffnung bezieht sich auf das mögliche Abflachen der Inzidenzkurve. Erfüllt von diesen Hoffnungen habe ich meine Zeit intensiv mit dem Hebräerbrief verbracht und andere auch, wie Mittwochabend beim ZOOM-Seminar zu spüren war. Da wurden viele kluge Gedanken ausgetauscht und ich möchte Euch im Folgenden ein wenig Anteil daran geben.
Wer war Melchizedek ?
War er ein Mensch oder ein ganz anderes Wesen? - Verschiedene Indizien sprechen dafür, dass er ein anderes Wesen war: von ihm ist keine Herkunft bekannt im Unterschied zu vielen anderen berühmten Personen in der Bibel. Sein Name „König der Gerechtigkeit“ (auf deutsch) und König von Salem (kommt von Salam/Shalom = Frieden) weist ebenfalls darauf hin, dass er ein höheres Wesen war wie auch die Betonung seines ewigen Lebens.
Besonders eindrucksvoll ist, was er dem Abraham als Gaben schenkt: Brot und Wein!
Das könnte man als Vorgeschmack auf das Abendmahl deuten. Von da aus kam die Idee auf: War Jesus in der Gestalt des Melchizedek schon früher zu einer Stippvisite auf der Erde,
um seinen Segen an den jüdischen Stammesvater Abraham weiter zu geben? Oder war es Gott-Vater höchstpersönlich? Das ist vermutlich unwahrscheinlicher, weil Gott später Abraham in einer anderen Gestalt besucht hat, um sich auf einen Handel bezüglich der Verschonung von Sodom und Gomorrha einzulassen. - Auf jeden Fall eine sehr spannende Deutungsmöglichkeit des geheimnisvollen Melchisedek als Jesusbesuch.
Haben sich Melchizedek und Abraham schon vorher gekannt?
Es ist naheliegend, dass der Priesterkönig nicht einen Wildfremden segnet und ihm Brot und Wein bringt. Dazu passt, dass ihm Abraham unaufgefordert, den 10. seiner Kriegsbeute abgibt. Die Regelung im jüdisch-biblischen Gesetz, dass den levitischen Priestern die Abgabe des 10. in der Bevölkerung zusteht, wurde erst später festgelegt. Abraham scheint aus einem inneren Impuls schon vorgreifend das später Übliche getan zu haben. Und er lässt sich von diesem Hohenpriester Melchizedek segnen. In der Theologie wird er als heidnischer Priesterkönig gekennzeichnet, der vom späteren Judentum vereinnahmt wurde. Das war er aber vielleicht gar nicht. Der höchste (später jüdische) Gott könnte sich schon Melchizedek geoffenbart haben, sodass er in seinem Dienst stand. Dazu würde passen, dass es diesen Segensakt zwischen ihm und Abraham gab als Menschen desselben Glaubens.
Steht der Segnende immer über dem Gesegneten?
Die Antwort in Hebräer 7,7 ist eindeutig: „und niemand wird bestreiten, dass der, der segnet, über dem steht, der gesegnet wird.“ Damals im Judentum war das so die gängige Praxis.
Sie betraf nicht nur den Kultus, sondern auch die Weitergabe des Erstgeborenen-Segens innerhalb der Großfamilie. Wenn diese Regel heute noch zutreffen würde, wäre die Idee vom „Priestertum aller Gläubigen“ eine geistliche Verirrung Martin Luthers gewesen. Höchstwahrscheinlich aber lag Luther richtig. Denn durch Jesus hat sich vieles verändert.
Er hat keine weiteren Priester eingesetzt und ihnen das Segnen vorbehalten.
Schauen wir in den bescheidenen neutestamentlichen Befund: Lukas 6,28: Das allgemeine Gebot der Feindesliebe in der Bergpredigt wird ergänzt mit „Segnet, die euch verfluchen!“ (Wenn wir schon unsere Feinde segnen sollen, warum dann nicht auch unsere Freunde - und die dazwischen?!) Petrus 3,9: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt.“
Paulus entwickelt im Galaterbrief ein christologisches Verständnis des Segens, durch den der heilige Geist übermittelt wird. Das hat sowohl ethische als auch Auswirkungen für das ewige Leben. Für das ntl. Segensverständnis im Ganzen wurde die Sicht von Paulus maßgebend:
Aller Segen geht von Gott aus. Erfolgt er von Mensch zu Mensch, dann stellt er sich in der Weitergabe von Wohltaten dar. - Besonders Letzteres spricht für das Priestertum aller Gläubigen wie auch Jesu Gleichbehandlung derer, die ihm nachfolgten. Z.B. unterband er einen Rangstreit unter seinen Jüngern, wer von ihnen im Himmel wohl die besten Plätze bekommt, mit den Worten (Markus 9,35): „Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein.“
Also mein Fazit: Lasst uns einander in der heiligen Liebe und Vollmacht Jesu segnen.
Zum Sühnopfer
In jedem Kult kommt der Mensch mit Gott in Berührung, sozusagen ins „Tausch-Geschäft“. Was auch immer der Mensch dabei Gott als „Opfer“ anbietet (Lob, Dank, Reue, Kollekte, Rauchopfer, Tieropfer) ist enorm unverhältnismäßig. Deshalb war es reine Gnade Gottes, uns die Versöhnung zu ermöglichen, indem er seinen Sohn sandte.
Der Hohepriester brachte damals Gott etwas dar, um bestimmte böse Taten von Menschen zu sühnen. Das war sowohl für die Verfehlungen von Einzelnen möglich, als auch für die Sünden des ganzen Volkes am „Jom-Kippur-Versöhnungstag“. Das hebräische Wort für „Sühnen“ heißt „Zudecken“. Daraus erfolgt die Vorstellung: die Sünde, das Vergehen, sieht Gott. Man kann dieses zudecken und dann sieht Gott etwas, das er lieber sieht. Nun ist zu bezweifeln, ob Gott sich daran freut, wenn das Blut einer geschlachteten Ziege meine Sünden zudeckt… Jesus sagte angesichts der Salbung seiner Füße mit kostbarem Nardenöl: „Die Liebe dieser Frau deckt ihre vielen Sünden zu.“ Höchstwahrscheinlich ist das Gottes größere Freude.
Jesus hat sich geopfert, um unsere Sünden zuzudecken. Dieses Opfer hat schon sein ganzes Erdenleben umfasst, denn er hat für diese ca 33 Jahre auf sein Himmelsleben verzichtet. Das Opfer gipfelte am Kreuz als er mit seinem Blutgeld für uns bezahlte.
Vielleicht gehörst Du zu den Menschen, denen es schwer fällt, das für sich in Anspruch zu nehmen, weil Du für Deine Schuld selbst bezahlen möchtest und weil Du sie für gering einschätzt. Das soll kein anderer stellvertretend wieder gut machen. - Das ist eine sehr ehrenwerte Grundhaltung. Selbstverständlich sollten wir, sofern es in unserer Macht steht, Schuld gegenüber anderen wieder gut machen. Andererseits können wir das nie im Leben für all unsere Schuld tun. Denn niemand von uns ist ohne Schuld, wie schon Paulus weiss. In den weltlichen Verflechtungen unserer Zeit kommt noch viel unbewusste Schuld dazu z.B. dadurch, was wir konsumieren, wo wir Geld investieren, welche ungerechten Verhältnisse wir tolerieren und welchen ökologischen Fußabdruck wir hinterlassen. Wir ziehen eine Schleppe von Schuld hinter uns her, die wir oft gar nicht wahrnehmen, aber Gott sieht sie und unsere Einkäufe von Biogemüse decken sie nicht zu. Auch wenn wir uns nicht als die größten Sünder/innen unter der Sonne einschätzen, wir sind schuldig vor Gott und da er gerecht und heilig ist, musste einer für uns bezahlen.
Hebr. 2,10: „Es geziemte sich für Gott, den Anführer des Heils durch Leiden zu vollenden (=zum Himmel zu führen).“ - Warum geziemt sich etwas für Gott?
Der Verfasser meint: Gott ist an die Regeln seiner eigenen Würde gebunden! Weil er Gott ist, braucht es einen Weg der Läuterung. Warum durch Leiden? Weil Gott an uns leidet. Es ist eine Form von höherer Gerechtigkeit, dass auch wir für unsere Sünden leiden, die zwischen uns und Gott stehen. Dieses Leiden hat Jesus auf sich genommen.
Gab es für Gott keine andere Möglichkeit als das Blutopfer seines eigenen Sohnes, um mit seinen Menschenkindern versöhnt zu werden?
Nein, höchstwahrscheinlich zur damaligen Zeit in der jüdischen Gesellschaftsprägung nicht. Nur ein letztgültiges Opfer konnte die üblichen Opferrituale beenden. Und nur ein Mix aus Gott und Mensch konnte dieses Opfer sein. Das lag in der Logik des religiösen Kultus. - Eine Denkalternative wäre gewesen, die Menschen sozusagen „umzuprogrammieren“, sodass sie nicht mehr sündigen. Der Preis wäre der Verlust unserer Freiheit gewesen. Die aber war und ist Gott „heilig“: wir sollen säen dürfen und ernten, was wir gesät haben: Gutes oder Böses und vieles in der Grauzone. Gott liebt die Vielfalt seiner Geschöpfe. Hätte er uns ohne diese Freiheit, vom verbotenen Baum der Erkenntnis zu naschen, geschaffen, dann wären wir den Engeln sehr ähnlich. Doch immerhin selbst unter ihnen scheint es ausnahmsweise Verrat und Sünde gegen Gott gegeben zu haben; die Folge war der Himmelsausschluss für Lucifer und sein Gefolge.
Etwas vom Besten zum Schluss: Der Zugang zum Allerheiligsten ist offen!
In das „Allerheiligste“, einen abgetrennten Bereich erst in der Stiftshütte und später im Tempel darf man nicht eintreten. Das gilt auch in Analogie für den Himmel. Heiliges ist tabu, bis der Vorhang im Tempel zum Allerheiligen am Karfreitag zerreisst. Jesus ist der Vorhang und hat uns geheiligt mit seinem Blut, sodass wir jetzt Zugang zu Gott haben durch den gekreuzigten wahren Hohepriester. Alles Opfern davor blieb irdisch. Erst Jesu Tod hat die Wirklichkeit Gottes erreicht und berührt. Das verändert alles. So verändert Jesus das ganze Feld,
wo alles geregelt wird: Schuld und Sühne, Leben und Tod, Himmel oder Hölle. Er ist an den Schalthebel der Heilsgeschichte vorgedrungen.
Hebr10,19-22: „Wir haben jetzt also, liebe Geschwister, einen freien und ungehinderten Zugang zu Gottes Heiligtum; Jesus hat ihn uns durch sein Blut eröffnet. Durch den Vorhang hindurch – das heißt konkret: durch das Opfer seines Leibes – hat er einen Weg gebahnt, den bis dahin noch keiner gegangen ist, einen Weg, der zum Leben führt. Und wir haben einen Hohenpriester, dem das ganze Haus Gottes unterstellt ist. Deshalb wollen wir mit ungeteilter Hingabe und voller Vertrauen und Zuversicht vor Gott treten.“
Miteinander auf diesem Weg, der zum himmlischen Leben schon auf Erden führt,
grüßt Euch Conny und wünscht Euch den Segen Gottes: „Ihr seid ein Segen!“